oder eigentlich wollte ich nur einen Flieger, der zu den vorhandenen Akkus passt …
Mit der Jagdmaschine Bell P-39 Airacobra hatte man während ihrer Entwicklung große Hoffnungen verbunden und sie trägt auch die typischen Merkmale eines amerikanischen Kampfflugzeugs der Epoche. Die Form ist ungewöhnlich aber durchaus schön. Das technische Konzept ist interessant.
Rasend neu war damals sicher der Einbau des Allison 1710 als Mittelmotor. Das erlaubte eine lange, schlanke Nase in der das typische lange Bugfahrwerk untergebracht wurde, sowie den Einbau einer 37 mm Oldsmobile Kanone, die durch die Propellernabe feuerte. Darüber hinaus verschaffte es auch dem Piloten eine unerreicht gutes Blickfeld, … in dem er den Gegner meistens davon flitzen sah….
Als die Bell P-39 Airacobra 1939 flügge wurde, haben sogar die Amerikaner bemerkt, dass man das besser machen kann. So fehlten auch in den Beschreibungen die üblichen, hochtrabenden Adjektive und man beschränkte sich auf „ A sturdy fighter with good handling qualities“
Man hatte wohl die Vorstellung, dass Luftkampf in geringen Höhen stattfinden würde und verzichtete deshalb beim Allison 1710, der den Propeller über eine Langwelle zwischen den Knien des gelangweilten Piloten hindurch antrieb, auf den Turbolader! Auch sonst waren die Formen des Fliegers wohl eher mit dem Formgefühl des Designers zu erklären, als mit handfester Wissenschaft.
Gegen japanische Zeros wäre die P-39 ähnlich hilflos gewesen, wie die Brewster Buffalo. In der Folge deklarierte die Airforce den Flieger als Erdkampfflugzeug zur Bodenunterstützung, verwendete ihn als Trainer und verkaufte ihn in größeren Zahlen an die Russen. Die flogen den Flieger selbst und fanden ihn richtig toll. (Was der Autor über die selbstgezimmerten Kisten der Russen denkt, muss hier verschwiegen werden).
Das Allerbeste ist aber:
Von alledem weiß das Modell von Horizon nichts.
Die P-39 Airacobra kommt in sehr wenigen Teilen und ist binnen 20 Minuten fertig montiert. Das Verschrauben der Tragfläche erfordert etwas Feingefühl.
Die Detaillierung ist für ein Modell dieser Größe in Ordnung. Ein aufsteckbarer „Bellytank“ und eine Pitotrohrattrappe zum Einkleben liegen bei.
Das recht stabile, elektrische Einziehfahrwerk und alle Steuerelemente, auch die Landeklappen, sind fertig montiert, mit Servos bestückt und bereits richtig justiert.
Der Flugakku wird auf einer Rutsche in der Nase des Fliegers befestigt. Obwohl ich mit 4S / 3000mAh eher große Akkus verwende, war nur geringes Nachtrimmen am Höhenruder nötig. Inzwischen habe ich hinten 10 Gramm Ballast, in Form einer Spax, nachgeladen.
Der erste Start mit 50% Landeklappen und 75% Schub verlief absolut problemlos. Das Modell flog vom ersten Moment an präzise und sehr(!) gerade aus. Man kann damit herrlich tief über den Platz ballern. Auch im Langsamflug, mit und ohne Klappen, bleibt die P-39 ungewöhnlich gut steuerbar. Der Strömungsabriß kündigt sich langsam an und ein scharfes Abschmieren bleibt meistens aus. Der Flieger rollt stattdessen leicht zu Seite und nimmt dabei die Nase etwas herunter, wenn man ihn lässt.
Die Landeklappen können in zwei Stufen ausgefahren werden, 50% für den Start und 100% für die Landung.
Darüber hinaus wartet die Airacobra mit ein paar Besonderheiten auf, die echtes Warbirdfeeling aufkommen lassen.
Sie fliegt über den ganzen Geschwindigkeitsbereich hinweg bemerkenswert sauber und stabil. Da ist kein Aufbäumen wegen verbogener Flächen oder Ähnlichem. Sie ist in allen Achsen wunderbar folgsam und ausgewogen und für einen Warbird wirklich einfach zu landen. Die hohe Grundgeschwindigkeit und die schöne Form runden das harmonische Flugbild ab.
Das Modell ist mit 3S sehr gut fliegbar, mit 4S geht’s auch mal senkrecht. Natürlich kann man die Akkus in drei Minuten leerfackeln, mir macht’s aber mehr Spaß, das Flugbild zu genießen. Hierfür reichen 50% Schub, wodurch sich ca 7-8 Minuten Flugzeit ergeben, ohne die Akkus zu überfordern. Gelandet wird mit ausgefahrenen Klappen und nicht auf allen Rädern gleichzeitig, sondern zuerst auf dem Hauptfahrwerk. Unser Rasen holt das Bugfahrwerk dann schnell zu sich herunter und es gibt kein Hopsen wie bei den Taildragern. Es kann nicht schaden, den Anflug mit ausgefahrenem Fahrwerk und Klappen ein paarmal zu üben, bevor man aufsetzt.
Die P-39 ist nicht für Anfänger, sondern eher für fortgeschrittene Piloten geeignet. Bauchlandungen (hab‘ ich auch schon ausprobiert) mag sie nicht besonders und quittiert das mit dem Abwurf von Propellerblättern und allerlei Verkleidungteilen.
Ich halte das Modell für einen wirklich „guten Wurf“ und hätte nie erwartet, sowas in einer kleinen Schaumwaffel zu finden.
Technische Daten / Preis:
Spannweite: | 1200 mm |
Länge: | 1100 mm |
Abfluggew. je nach Akku ca.: | 1800 g |
Preis: | 269,99 € – PNF (ohne Empfänger) |
299,99€ – BNF Basic mit A3SX und Safe Select |
Euer Wolfgang